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NO3
Sa, 23.11.2024 | 13:15 - 14:00

Reisen (D 2022)

Nichts als Weite, Wildnis, Wasser: Vancouver Island. Für Zivilisationsmüde ist die größte nordamerikanische Pazifikinsel die Erfüllung aller Träume. Und auch weniger zivilisationsmüde Menschen kommen hier auf ihre Kosten, denn die größte Stadt Victoria ist dank ihrer viktorianischen Architektur eine der charmantesten Meeresmetropolen Kanadas. Einsam war ihnen nicht einsam genug, also bauten sich Catherine King und Wayne Adams in einer abgelegenen Bucht an der rauen Westseite Vancouver Islands ihre eigene Insel. Freedom Cove besteht ausschließlich aus gebrauchten oder recycelten Materialien. Catherine, ausgebildete Tänzerin, und Wayne, gelernter Zimmermann, leben vollkommen unabhängig von der Zivilisation: Der Strom speist sich aus der Solaranlage, in ihren schwimmenden Gärten züchten sie Pflanzen und Gemüse, der Fisch wird täglich selbst gefangen. Die beiden sind aber alles andere als spaßbefreite Hardcore-Ökos. Wie sonst ist es zu erklären, dass Wayne den Wohnzimmerboden aus Plexiglas gestaltet hat? So kann er jederzeit seine Beute beobachten und durch eine Klappe im Boden bequem vom Sofa aus angeln. Die Elefantenrüsselmuschel ist eine der seltsamsten und wertvollsten Meeresdelikatessen der Welt. An der nordamerikanischen Pazifikküste wird sie Geoduck genannt. Das Wort stammt von den Ureinwohnern und bedeutet "grabe tief", denn genau das muss man tun, um an die im Meeresboden verborgenen Riesenmuscheln heranzukommen. Ein Knochenjob, das weiß Westley Sampson nur zu gut: Der erfahrene Taucher geht mit einem 30-Kilogramm-Bleigurt ins Wasser, um in 15 bis 20 Metern Tiefe nach winzigen Löchern im Pazifikboden zu suchen, in denen sich eine Geoduck verbergen könnte. Für das Freilegen und Herausziehen braucht es die Oberarme eines American-Football-Spielers. Aber die Plackerei lohnt sich. Wer eine der raren Lizenzen ergattert hat, kann davon sehr gut leben, denn die phallusähnliche Geoduck gilt in Asien als potenzfördernd. Wegen der großen Nachfrage könnten Westley Sampson und seine Kollegen noch wesentlich mehr rausholen, doch auf Vancouver Island ist man sich einig, die Megamuschel nur ressourcenschonend zu jagen. Kanada ist der größte Holzexporteur der Welt. Vancouver Island ein Hauptstandort dieses nachwachsenden Rohstoffes. Um auch an die unzugänglichsten Gebiete in der Wildnis heranzukommen, bedarf es einer speziellen Methode. Der große Nahrungsreichtum im Pazifik vor Vancouver Island zieht viele Wale an. Die müssen sich allerdings das Wasser mit vielen Booten, Fähren und Cruiselinern teilen. Alison Thieffry und Alexandra Friedman von der Organisation Straitwatch wachen darüber, dass ihnen niemand zu nah kommt, denn zu viele Buckelwale wurden schon durch Schiffsschrauben verletzt. Doch auch für kleine Boote und Kajakfahrer besteht Gefahr: Denn plötzlich auftauchende Buckelwale, groß wie ein Schulbus, werden zur tödlichen Gefahr. Mit Holz hantiert auch Alex Witcombe. Wie er an sein Material kommt? Er spaziert einfach entlang einer der vielen unberührten Strände und sammelt Treibholz. Am besten solches, das vom Meer bizarr verformt wurde. Aus unzähligen einzelnen Fundstücken, weitgehend unbearbeitet, erschafft er dann lebensgroße Skulpturen: Meerestiere, Dinos, Fantasiefiguren. Berühmt machte ihn der Nachbau eines VW-Käfers im Maßstab 1:1. Gerade werkelt Alex an einem Buckelwal, geplante Länge: neun Meter.