Wahlen in Sachsen und Thüringen

Wahlen in Sachsen und Thüringen
ZDF
So, 01.09.2024 | 17:30 - 19:00

Politik (D 2024)

Thüringen und Sachsen wählen am 1. September neue Landtage. Bodo Ramelow und Michael Kretschmer müssen um ihre Wiederwahl fürchten. Die große Frage: Wie stark wird die AfD? Die AfD führt in Thüringen und Sachsen die Umfragen an, die Ampelparteien liegen im einstelligen Bereich. Und schon vor der Wahl diskutieren Parteien über Koalitionen. Die Doppelwahl am 1. September verspricht Spannung über den Wahlabend hinaus. Der September startet mit einer Doppelwahl, auf die die ganze Republik blickt: Thüringen und Sachsen wählen. Rund fünf Millionen Wahlberechtigte zwischen Altenburg und Zittau sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Aktuell regiert in Thüringen mit Bodo Ramelow der einzige Ministerpräsident der Linkspartei, erstmals gewählt im Jahr 2014. Seine rot-rot-grüne Minderheitsregierung ist seit fünf Jahren auf Kompromisse mit der Opposition angewiesen. Nach der Wahl könnte es für den Landesvater eng werden. Zwar hofft Ministerpräsident Ramelow auf eine klare Regierungsmehrheit: "Mein Bedarf an Minderheitsregierung ist gedeckt", sagte er kürzlich. Aber seine Linkspartei sehen Umfragen zwei Monate vor der Wahl nur auf dem vierten Platz. Eine Regierungsmehrheit liegt in weiter Ferne. Als Wahlsiegerin sehen aktuelle Umfragen die AfD, die in Thüringen nach Einschätzungen des Landesamtes für Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" gilt. AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke wurde erst im Juli wegen einer verbotenen Naziparole verurteilt. Höcke will Ministerpräsident werden, aber keine der übrigen Parteien kann sich eine Koalition mit seiner AfD vorstellen. Die CDU will nach zehn Jahren Opposition zurück in die Regierung. Die Christdemokraten treten mit Oppositionsführer Mario Voigt an, der im Frühjahr in einem TV-Duell gegen Höcke antrat. Eine Koalition mit der AfD schloss Voigt aus. Erst im Januar als Partei gegründet, mischt das Bündnis Sahra Wagenknecht im Thüringer Wahlkampf vorne mit: Laut Umfragen gewinnt das BSW mit Spitzenkandidatin Katja Wolf an Zustimmung und stand zuletzt auf dem dritten Platz. Parteichefin Sahra Wagenknecht verkündete das Ziel, die erste Ministerpräsidentin zu stellen. Die SPD liegt in Umfragen weit zurück – die Kanzlerpartei rückt gefährlich nah an die Fünfprozenthürde. Auch bei den Grünen ist der Wiedereinzug gefährdet. Vor fünf Jahren kamen sie mit 5,1 Prozent noch knapp in den Landtag. Die Thüringer FDP ist rund um die letzte Landtagswahl in Erinnerung geblieben, als sich ihr Spitzenkandidat Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ. Kemmerich trat nach wenigen Tagen zurück, trotzdem tritt er jetzt erneut als Spitzenkandidat an. In Sachsen führt seit 2017 Michael Kretschmer von der CDU die Regierung als Ministerpräsident. Seit 1990 sind die Christdemokraten in Sachsen ununterbrochen in der Regierung. Seit 2019 regiert Kretschmers Partei gemeinsam mit den Grünen und der SPD – eine Kenia-Koalition. Diese würde nach aktuellen Umfragen im neuen Landtag keine Mehrheit mehr finden. Bei dieser Wahl liefert sich die CDU nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD. Mit Jörg Urban an der Spitze will die AfD "40 Prozent plus X" erreichen. Das erklärte Wahlziel ist der Machtwechsel und die Übernahme von Regierungsverantwortung. Das BSW könnte nach aktuellen Umfragen auch in Sachsen aus dem Stand drittgrößte Kraft werden. Spitzenkandidatin Sabine Zimmermann betont im Wahlkampf, ihre Partei sei keine "Linke 2.0". Die Themen: Friedenspolitik und die Begrenzung von Migration. Die Grünen ziehen gleich mit drei Spitzenkandidaten in den Wahlkampf. Für sie geht es um den Wiedereinzug ins Parlament. Nach aktuellen Umfragen kratzen sie an der Fünfprozenthürde. Die SPD erzielte bei der vergangenen Landtagswahl ihr bundesweit schlechtestes Ergebnis bei deutschen Landtagswahlen überhaupt – in diesem Wahljahr könnte sie das Ergebnis noch mal unterbieten. Der Wiedereinzug ins Parlament ist für die Sozialdemokraten keineswegs sicher. Ähnlich sieht es bei der Linkspartei aus, die mit dem Duo Susanne Schaper und Stefan Hartmann in den Wahlkampf geht. Bei der letzten Wahl wurden sie noch drittstärkste Kraft. Nun leidet die Linkspartei unter dem BSW, dem neuen Konkurrenten auf dem Stimmzettel. Die FDP mit Spitzenkandidat Robert Malorny hat das Ziel, nach zehn Jahren wieder in den Landtag einzuziehen. Bei der letzten Wahl verpassten die Liberalen den Einzug knapp, fraglich, ob ihnen der bei der Wahl im September gelingt. Die Doppelwahl hat Gewicht. Wie stark wird die AfD abschneiden? Was heißt es für die Bundesregierung, wenn Ampelparteien in Thüringen und Sachsen um den Einzug in die Landesparlamente bangen? Welche Regierungsmehrheiten sind möglich? All das hat Chefredakteurin Bettina Schausten im ZDF-Wahlstudio in Dresden im Blick. Zu Gast sind Landes- und Bundespolitiker, deren Reaktionen auf die Doppelwahl Bettina Schausten einfangen wird. Parteienforscher Karl-Rudolf Korte ordnet an ihrer Seite die Ereignisse des Wahlabends ein. Die aktuellen Hochrechnungen liefern der Leiter des "heute journal", Stefan Leifert, und die Forschungsgruppe Wahlen. In den 19.00-Uhr-"heute"-Nachrichten gibt es die neuesten Hochrechnungen und die Runde der Spitzenkandidaten. Gegen 19.30 Uhr startet die "Berliner Runde". Hauptstadtstudioleiterin Diana Zimmermann lädt dazu Vertreter der Parteien aus dem Bundestag zu einem Schlagabtausch ins ZDF-Hauptstadtstudio ein. Der gesamte Wahlabend ist live zu verfolgen in der ZDFmediathek. Analysen der Doppelwahl, Erklärgrafiken und neueste Entwicklungen sind jederzeit abrufbar auf ZDFheute.de, in der ZDFheute-App und auf den ZDFheute-Kanälen bei Instagram und Facebook.