Die Kirmes-Anfänger
Gesellschaft (D 2024)
Zwei Quereinsteiger träumen den Traum vom Schaustellerleben. Aber der Weg dorthin ist hart. Werden es Aiko und Stefan schaffen, mit ihrer Geisterbahn durchzustarten? Noch einmal neu anfangen, als Selbständiger – dazu braucht es Mut, Ausdauer und eine gute Geschäftsidee. Aiko und Stefan ahnen noch nicht, dass es viel schwerer wird, als sie anfangs denken. Aiko und Stefan Bartsch sind aus Wiefelstede in Niedersachsen. Für den Tontechniker an einem Theater und den Lageristen in einem Baustoffhandel sind die Brot-Jobs mehr Pflicht als Neigung. Besonders der künstlerisch begabte Stefan träumt schon lange den Traum vom bunten Schaustellerleben und teilt mit seinem Partner Aiko die Vorliebe für Horror und Grusel. Als das Paar in die Nachbarschaft von Schaustellern zieht, hören sie zum ersten Mal von der 60 Jahre alten, eingelagerten Geisterbahn. Die Erfüllung von Stefans Kindheitstraum – zum Greifen nah. Dass sie für ihr kühnes Vorhaben einen Kredit von 180.000 Euro aufnehmen müssen, schreckt dies die Jungunternehmer kaum. Zumindest bis zu dem respekteinflößenden Moment, als Aiko den Abruf des Kredits auslöst: "Ich fand's schon irgendwie komisch. Wir haben noch nie so viel Geld auf dem Konto gehabt." Das Geld fließt in das alte Fahrgeschäft, aber nicht nur. Die Geisterbahn allein kostet "nur" 70.000 Euro, dazu kommt eine Zugmaschine, zwei Packanhänger, ein Wohnwagen und viel Renovierungsmaterial. Alles für die Zukunft "on the road". Deshalb braucht das Jungunternehmerpaar möglichst schnell Einnahmen, denn zum Start der Kirmessaison gibt Stefan seinen Job auf. Ihr ambitionierter Plan: Bereits Ende Februar wollen sie auf ihrer ersten Kirmes in Versmold stehen. Deshalb müssen sie sich mit der umfangreichen Renovierung ihrer Geisterbahn sputen und die Nächte und Wochenenden durcharbeiten. Noch arbeiten sie Vollzeit mit völlig konträren Arbeitszeiten. Stefan kümmert sich als Kreativpart um alle Design-Arbeiten, während Aiko für das technische Update der alten Bahn verantwortlich ist. Ins Schaustellergewerbe haben sie durch von ihnen organisierte Halloweenparties allenfalls reingeschnuppert. Ein kühner Start in eine Branche, in der Quereinsteiger selten sind und misstrauisch beäugt werden. In die über Generationen weitervererbten Schaustellerbetriebe wird man eigentlich nur hineingeboren. Aiko und Stefan erfahren bald, wie hart die Branche ist. Ein gutes Zeitmanagement ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Ihres: stark ausbaufähig. Beim Aufbau des "Spukschlosses Bartsch" auf ihrem allerersten Jahrmarkt in Versmold bleibt es durch zahlreiche Pannen lange spannend. Schaffen sie es überhaupt, zu eröffnen? Die knappe Aufbauzeit verlangt ihnen alle verfügbaren Kraftreserven ab. Da bleibt auch bei den beiden Quereinsteigern kein Auge trocken – verständlich. "Ja wir haben so viel reingesteckt, aber uns hat das n' büschen mehr zusammengeschweißt" meint Stefan irgendwann schluchzend. Nur wenig ist gelungen, der Aufbau muss mehrmals unterbrochen werden. Sie eröffnen mit erheblicher Verspätung. Am Ende reicht es nur für wenige Fahren mit zahlender Kundschaft. Aber immerhin, ein Anfang ist gemacht. Das Abenteuer Selbständigkeit geht für Aiko und Stefan gerade erst los…