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Mo, 08.09.2025 | 04:45 - 05:30

Tagesgeschehen (D 2025)

Ägypten: Die Fahrrad-Lady aus dem Sudan: Kairo statt Khartum – für die Sudanesin Salma Awad bedeutet das ein Leben auf zwei Rädern. Im Sudan war sie die erste Fahrradkurierin des Landes, lieferte während des Krieges Medikamente unter Lebensgefahr – heute strampelt sie durch die ägyptische Hauptstadt, bringt Batterien, kleine Pakete und eine große Portion Energie. Trotz Flucht, Verlust und kleinem Einkommen lässt sich Salma nicht unterkriegen: Radfahren hält sie fit, Fußball gibt ihr Hoffnung.Mit anderen Exil-Sudanesinnen träumt sie von einer Frauen-Fußballakademie und einem Lieferdienst, in dem nur Mädchen in die Pedale treten. (Ramin Sina, ARD Kairo) Norwegen: Klimakiller Öl und Gas: Norwegen ist dank seiner großen Öl- und Gasvorkommen reich geworden. Künftig will das Land die Förderkapazitäten sogar noch weiter erhöhen. Der Klimaaktivist Vebjørn Bjelland Berg aber sagt, sein Land soll so schnell wie möglich damit aufhören: "Immer weitere Bohrlizenzen zu vergeben und gleichzeitig die Pariser Klimaziele einzuhalten, das passt einfach nicht zusammen!", findet er. Mitten im norwegischen Wahlkampf hat der 29-Jährige deshalb einen Hungerstreik begonnen und fordert die derzeit regierende sozialdemokratische Arbeiterpartei zu Gesprächen mit ihm auf. Damit setzt er auch insbesondere seinen Cousin unter Druck, der als Minister für Klima und Umwelt Teil der Regierung ist. (Christian Blenker, ARD Stockholm) China: Verliebt in eine KI: Millionen Chinesinnen spielen sogenannte "Dating Games": Sie verlieben sich in eine virtuelle Figur auf einer spielerischen Ebene. Sehr viel ernster: Manche unterhalten sich so intensiv mit dem Chatbot, dass sie Gefühle für ihn entwickeln. Auch Nanxi hat einen Partner gefunden, der aus reinen Algorithmen besteht: Er ist einfühlsam und für sie da, sagt sie. In China findet für viele junge Menschen das gesellschaftliche Leben fast ausschließlich im Internet statt. Dieser Trend wird von Forschern als "socializing light" bezeichnet: Man trifft die Freunde lieber online statt im richtigen Leben. Der virtuelle Raum wird dabei zu einer immer realistischeren Begegnungswelt. (Marie von Mallinckrodt, ARD Peking) Finnland: Nihat zehn Jahre nach der Flucht: Vor zehn Jahren floh Nihat Kobani als 13-Jähriger mit seiner Familie aus Syrien nach Europa. Der "Weltspiegel" traf ihn damals im Chaos des Budapester Bahnhofs – heute lebt er mit Frau und Tochter in Helsinki. Aus dem Jungen ist ein junger Vater geworden, der gerade seine Ausbildung abgeschlossen hat und auf eine feste Arbeit hofft. Obwohl ihn die Erinnerung an die Flucht und der Verlust seiner Heimat begleitet, blickt Nihat optimistisch nach vorn. Seine Tochter Leandra soll eine unbeschwerte Kindheit erleben – so, wie er sie selbst nie hatte. (Susanne Glass, ARD München) Mexiko: Wie Drogenkartelle ihre Kämpfer rekrutieren: Mehrere Tage war Pablo verschwunden, bis er in Militäruniform in seinem Viertel wieder auftauchte. Der 17-Jährige war entführt worden, vermutlich von Mexikos gefährlichster Verbrecherorganisation, dem Jalisco-Kartell. Das Kartell, sagt er uns anonym im Interview, bot ihm 32.000 mexikanische Pesos im Monat, um in den Krieg mit dem verfeindeten Sinaloa-Kartell zu ziehen. Um seine Reihen zu füllen, setzt das Kartell auf eine Mischung aus Werbung und Zwang. Auf TikTok, mit Videospielen und falschen Jobangeboten wirbt es Männer und Frauen an. Melden sich nicht genug Freiwillige, kommt es immer wieder zu Zwangsrekrutierungen. Insgesamt 125.000 Menschen gelten laut Mexikos Regierung derzeit als verschwunden, die meisten im Bundesstaat Jalisco. Die linke Präsidentin Sheinbaum hat eigentlich versprochen, das Schicksal der Vermissten aufzuklären und die Herrschaft der Kartelle zu brechen. (Marie-Kristin Boese, ARD Mexiko-Stadt)

Thema
  • Ägypten: Die Fahrrad-Lady aus dem Sudan.
  • Norwegen: Klimakiller Öl und Gas.
  • China: Verliebt in eine KI.
  • Finnland: Nihat – Zehn Jahre nach der Flucht.
  • Mexiko: Wie Drogenkartelle ihre Kämpfer rekrutieren.
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