Das Hamas-Netzwerk in Deutschland

Das Hamas-Netzwerk in Deutschland
ZDF
Do, 24.04.2025 | 03:30 - 04:00

Gesellschaft (D 2025)

Deutschland hat sich zu einem Aktionsfeld der Hamas entwickelt. Ein Netzwerk aus Vereinen und Organisationen steht im Verdacht, Geld zu sammeln und Terror-Propaganda zu verbreiten. Recherchen von "Die Spur" zeigen, wer im Hintergrund die Fäden zieht – und warum Deutschland und Berlin für die Hamas so attraktiv geworden ist. Hier versucht die Terrororganisation nicht nur neue Anhänger zu gewinnen, sondern steuert auch Aktivitäten in ganz Europa. Im aktuellen Verfassungsschutzbericht vom November 2024 stellt der Berliner Verfassungsschutz fest, dass die islamistische Szene in Berlin auf 2380 Personen angewachsen ist. Als Hauptgrund wird die zunehmende Unterstützung israelfeindlicher Bestrebungen wie der Hamas und der Muslimbruderschaft genannt. Die Anzahl der Hamas-Anhänger in Deutschland wird auf insgesamt 450 geschätzt. Experten gehen von einer weitaus höheren Zahl aus. Im Zentrum des Berliner Stadtteils Neukölln fanden nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 große propalästinensische Demonstrationen statt. Die Sicherheitsexperten und Behörden sind alarmiert. "Was hier stattgefunden hat, war eine Glorifizierung einer pogromartigen Terrortat, einer in der EU als Terrororganisation eingestuften Gruppe. Also waren diese Demonstrationen nicht spontan, sondern waren Teil einer relativ durchdachten Strategie", sagt Terrorismusexperte Hans Jakob Schindler, der unter anderem die Vereinten Nationen berät. Sein Think Tank "Counter Extremism Project" forscht auch zu Hamas-Strukturen im Westen. Carl Exner und Ahmet Şenyurt gehen für "Die Spur" der Frage nach, wer hinter den islamistischen Strukturen und Hamas Propagandisten steckt. Bei ihren Recherchen stoßen sie auf Netzwerke aus Vereinen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich über ganz Europa erstrecken. In ihnen spielen die mutmaßlich wichtigsten Hamas-Funktionäre Europas eine bedeutende Rolle. "Ich glaube, wir müssen zusehen, und das ist schwierig, diesen Figuren Herr zu werden, strafrechtlich auch, weil sie geschickt operieren, aber darauf müssen wir wirklich alle Anstrengungen richten. Das können wir nicht zulassen, dass hier verdeckt so eine Hamas-Unterstützung stattfindet", sagt Christoph de Vries (CDU), Mitglied im Geheimdienstausschuss des Bundestages. In Berlin wachsen die Spannungen. Kritiker extremistischer Organisationen seien zunehmend Anfeindungen ausgesetzt, berichtet Hudhaifa Al-Mashhadani. Er leitet eine arabisch-deutsche Sprachschule in Neukölln. Er erzählt von persönlichen Drohungen und Sachbeschädigungen an seiner Schule. Unbekannte haben die Fassade seiner Schule mit den roten Dreiecken der Hamas und Drohungen in arabischer Sprache beschmiert. Die Berliner Polizei ermittelt, seit einigen Wochen patrouillieren Polizisten vor der Schule.